Lust auf Sonne, Strand und ein Familiengeheimnis?

"Der Himmel plusterte sich in dunklen, bauschigen Wolken auf, die mal hier und mal da den Blick auf ein glitzerndes Sternenmeer freigaben und sich zwischendurch vom Mond versilbern ließen. In konzentrischen Kreisen eroberte das Silber auch die angrenzenden Wolkenstreifen und verlieh der Szene etwas Surreales. Sehr real dagegen war der Wind, der kräftig von Westen blies und das Wasser in der Lagune aufnahm und gegen den Strand schleuderte. Der Sand unter ihren Füßen fühlte sich kalt und feucht an. Schweigend gingen sie nebeneinander her und sogen die nächtliche Atmosphäre ein letztes Mal in sich auf. Bäume und Palmen bedachten sie mit einem Lied, das von den Weiten des Meeres und der Vergänglichkeit des Lebens erzählte. Nichts bleibt, wie es ist. Alles ist einem ständigen Wandel unterworfen. Sie raunten den beiden Frauen zu, dass sie nur zwei von unzähligen Besuchern waren, die diese Insel schon gesehen hatte. Menschen kamen und gingen wie Treibgut, das vom Meer angeschwemmt und dann wieder weggespült wird. Sie aber, die Pflanzen und Tiere, sie blieben hier. Sie waren die Einzigen, die wirklich hierhin gehörten. Und um das zu betonen, schrie ihnen der indische Hausrabe ein letztes Mal zu: „Bedenke, was du tust!“
Beide Frauen seufzten tief, als hätten sie verstanden, und achteten sorgfältig darauf, keinen der unzähligen kleinen Krebse zu zertreten, die quirlig über den Sand wuselten. Im Zwielicht entdeckte Isabel Nat und Valerie, die eng umschlungen am Strand saßen und auf das Meer hinausschauten. Die beiden Frauen hielten den Atem an, als hätten sie Angst, allein schon durch ihr Atmen den Zauber dieser Begegnung zu zerstören. Sie standen wie angewurzelt und beobachteten die Szene eine Weile, drehten dann wortlos ab und setzten still ihre Runde um die Insel fort."
https://www.amazon.de/Abgetaucht-im-Paradies-Christine-Rh%C3%B6mer-ebook/dp/B074TF7QWQ/ref=la_B01N9VIFGW_1_1_twi_kin_1?s=books&ie=UTF8&qid=1531507681&sr=1-1

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Was kann man aus dem Untergang von Pompeji lernen?

Dass man eine Stadt nicht so nah an einem aktiven Vulkan bauen sollte? Diese Frage hat für jemanden, der 20 Jahre lang selbst nah an einem n...